FraxSilva
FraxSilva verfolgt verschiedene Forschungsansätze in natürlicher Umgebung (in situ) und außerhalb davon (ex situ). Hauptziel ist es, waldbauliche Behandlungsoptionen für die Praxis (Waldbesitzende und Waldbewirtschaftende) zu testen und zu entwickeln.
Teilprojekt 1: Implikationen des Eschentriebsterbens auf Bestandesdynamik und Waldstrukturen
Experimentelle und empirische Studien ergänzen sich und ermöglichen die ...
- Identifikation von Parametern aus Waldstrukturen oder Bestandesbehandlungen, die in etablierten Eschen-Rein- und Eschen-Mischbeständen die Auswirkungen des Eschentriebsterbens (ETS) auf die Kronengesundheit beeinflussen
- Analyse von Faktoren, die für den Erfolg einer Eschen-Verjüngung relevant sind; insbesondere werden die folgenden untersucht: Höhenzuwachs, Verbiss, Interaktion mit der Konkurrenzvegetation und Auswirkungen des Eschentriebsterbens
- Beschreibung und Evaluierung von Auswirkungen einer verbleibenden Restbestockung von Eschen oder einer Flächenräumung auf die Naturverjüngung und auf gepflanzte Alternativbaumarten, um Optionen für den zukünftigen Umgang mit stark geschädigten Eschenbeständen aufzuzeigen
Wie sich Waldstruktur und Bestandesbehandlung auf die Gesundheit der Eschen auswirkt, lässt sich am besten über den Vergleich einer Vielzahl von Beständen beschreiben. Hierbei muss nach Möglichkeit bekannt sein, wie die Bestände in der Vergangenheit bewirtschaftet wurden, welche Bäume aus welchen Gründen entfernt wurden und auch wie sich Kronenzustand und Durchmesserzuwachs in der Vergangenheit entwickelt haben.
Strukturelle Merkmale des Bestandes, wie ein vitaler Zwischenstand aus anderen Mischbaumarten, eine starke Freistellung der Eschen oder konkurrenzstarke andere Baumarten entfalten ihre Wirkung meist erst über einen längeren Zeitraum, daher sind langfristige Datensätze besonders wichtig.
Bereits vor Beginn dieses Projektes wurden daher Eschenbestände im Portfolio der Versuchsflächen der NW-FVA hinsichtlich des Eschentriebsterbens beobachtet. Dieser Datenbestand wird weiterhin gepflegt werden und ermöglicht, in Kombination mit der Datenerhebung von zehn deutschlandweiten Intensivbeobachtungsflächen des Projektes FraxForFuture, Aussagen zur Bedeutung von Waldstrukturen und Bestandesbehandlungen.
Zur kontrollierten Untersuchung der Bedingungen für die Naturverjüngung bietet es sich an, Bäume in einem sehr jungen Stadium gezielt zu fördern und ihre Entwicklung ab diesem Zeitpunkt zu beobachten. Derartige Untersuchungsflächen wurden für den zweiten Teil der Untersuchung in doppelter Ausführung an zwei verschiedenen Standorten eingerichtet. Die Eschennaturverjüngung hat zu Beginn eine Höhe von 10 bis 30 cm und wurde durch eine starke Auflichtung des Oberstandes gefördert. In einem systematischen Raster werden alle relevanten Wuchsparameter der Eschen und ihrer Konkurrenten erfasst.
Bei der NW-FVA liegen umfangreiche Informationen zu Erfolgen künstlicher Verjüngungen in Abhängigkeit von abiotischen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtregime vor. Basierend auf diesen Erfahrungswerten sollen die Unterschiede zwischen geschädigten Eschenbeständen mit und ohne Restbestockung hinsichtlich ihrer Eignung für künstliche Aufforstungen bewertet werden. Während dreier Vegetationsperioden werden die Umweltweltparameter gemessen und mit den mit realen Erfahrungen aus Bestandesbegründungen verglichen. Durch diesen Forschungsansatz kann den zeitlichen Limitationen dieses Projektes begegnet werden, weil die Pflanzung verschiedener Baumarten auf vormals Eschen-dominierten Flächen erst nach langer Zeit belastbare Aussagen liefern kann.
- Erkenntnisse über die Naturverjüngung der Esche helfen bei der Einschätzung, unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang die nächste Generation von Eschen in den deutschen Wäldern etabliert werden kann.
- Der Verlauf der Bestandesentwicklung in den beobachteten Eschenwäldern trägt dazu bei, die Ausbreitung und Schädigung durch H. fraxineus zu verstehen und daraus Hinweise für die Bewirtschaftung der Wälder abzuleiten.
- Aus den verbundweiten Ergebnissen sollen waldbauliche Empfehlungen für die Praxis hervorgehen. Mit diesen Handreichungen können die verschiedenen Waldeigentümer wissenschaftlich fundiert auf das Eschentriebsterben reagieren.
Abteilung Waldwachstum
Ansprechpersonen
Johannes Osewold, johannes.osewold@nw-fva.de
Ralf Nagel, ralf.nagel@nw-fva.de
Förderkennzeichen: 2219WK23A4
Weitere Informationen zu diesem Teilprojekt finden Sie hier.
Teilprojekt 2: Evaluierung von Waldbausystemen - Ökologische Grundlagen, Epidemiologie und Mischung
- Bedeutung von Mischbaumarten der Gemeinen Esche beim Eschentriebsterben
- Analyse des Infektionsverlaufs und der Korrelation zwischen Infektionserfolg und der Dichte an luftbürtigen Sporen
- Beschreibung der Ausbreitung des Pilzes innerhalb eines Bestandes ausgehend von infizierten Einzelbäumen
Die Laubstreu am Boden spielt eine wichtige Rolle im Entwicklungszyklus von H. fraxineus, weil dort die sexuelle Phase des Pilzes heranwächst. Mit der Baumartenzusammensetzung ändert sich auch die Streu, wodurch wiederum die Vermehrung beeinflusst werden könnte. Dadurch schließlich könnte sich auch das Infektionsgeschehen ändern. Somit ist zu vermuten, dass bei einer Anreicherung reiner Eschenstreu mit Streu anderer Baumarten ein vom Mischungsgrad abhängiger Einfluss auf die Vermehrung des Pilzes genommen werden kann.
Basierend auf dieser Überlegung werden einjährige Eschen in einzelne, abgeschlossene Gewächshäuser gepflanzt. Mithin ist ein Sporenaustausch zwischen den Varianten ausgeschlossen. Die Mineralböden der Gewächshäuser werden mit einer definierten Menge Eschenstreu bedeckt, der die Streu der Rotbuche (Fagus sylvatica), Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Winterlinde (Tilia cordata) als gängige Mischbaumarten beigemengt wird. Durch eine Variation der Streuanteile ist die Möglichkeit gegeben, verschiedene Mischungsanteile zu simulieren. Zusätzlich zu einer Kontrollvariante mit reiner Eschenstreu sowie einer Null-Variante ohne jegliche Streuauflage existiert jede Kombination in drei Wiederholungen. Der Infektionsdruck innerhalb der Kammern wird über Sporenmessungen quantifiziert.
Das Infektionsgeschehen des Pilzes bei den Eschen wird über mehrere Jahre hochauflösend verfolgt. Individuelle Unterschiede werden nach gemeinsam im Verbund erarbeiteten Schlüsseln beschrieben.
Darüber hinaus wird auch die Sporenausbreitung des Pilzes an einzelnen Alteschen innerhalb eines Bestandes nachgezeichnet. Ziel ist es, Muster aufzudecken, wie sie in ähnlicher Weise bereits erfolgreich für Samenausbreitungen verschiedener Baumarten untersucht wurden.
Bei der Bewertung der Zukunftsfähigkeit der verbleibenden Eschenaltbestände und deren Verjüngung ist auch und besonders die Rolle der Baumartenmischung essentiell. Ließe sich das Schadausmaß des Pilzes durch Gestaltung von Mischungsstrukturen in Eschenbeständen waldbautechnisch steuern, würde dies die Möglichkeit eröffnen, die Baumart Esche – der mutmaßlich auch eine besondere Bedeutung bei der Baumartenwahl in Zeiten des Klimawandels eingeräumt werden muss – zu erhalten.
Ferner ist ein tieferes Verständnis der Infektionswege des Erregers an jungen Eschen wichtig, um bereits nachgewiesene Resistenzen detaillierter zu verstehen. Relevant sind insbesondere solche Eschen mit geringen oder gar gänzlich fehlenden Symptomen, die in direkter Nachbarschaft zu stark befallenen Esche wachsen.
Um zu verstehen, ob Eschen mit niedrigerem Schädigungsgrad aufgrund individueller Resistenzen auftreten, oder ob die Quantität infektiöser Sporen zu gering für eine ausreichende Infizierung ist, bedarf es der Erfassung der Sporendichte in der Luft.
Dabei wurde die Methodik gemeinsam mit Teilprojekt 8 im Verbund FraxMon abgestimmt, was eine Vergleichbarkeit der Daten erlaubt. Unter Verwendung von gravimetrischen Fallen wird die Sporenkonzentration dokumentiert, um deren Verlauf über die Zeit zu erfassen. Gleichzeitig hat man so die Möglichkeit, die Auswirkungen der verschiedenen Laubstreu und deren Konzentration unmittelbar auf die Sporenmenge feststellen zu können. Auf Grundlage der so gewonnenen Daten wird es dann möglich sein, wichtige Rückschlüsse auf den Einfluss der verschiedenen Mischbaumarten sowie deren Anteile im Bestand auf den Erreger zu ziehen, sowie den Praktikern mit Empfehlungen zur Seite stehen zu können.
Fachrichtung Forstwissenschaften | Professur für Waldbau
Ansprechpersonen
Falk Schrewe, Falk.Schrewe@tu-dresden.de
Holger Fischer, Holger.Fischer@forst.tu-dresden.de
Förderkennzeichen: 2219WK23B4
Weitere Informationen zu diesem Teilprojekt finden Sie hier.